Was ist Agilität?

und warum sie mehr denn je gelernt werden sollte

Mein Verständnis von Agilität in einem Bild ausgedrückt: Iterative, inkrementelle Prozesse bilden den Rahmen für Agilität. Doch ohne die Werte, die die Grundlage bilden (hier die Wurzeln), kann agiles Arbeiten nicht gedeihen. Die entscheidenden Wert…

Mein Verständnis von Agilität in einem Bild ausgedrückt:
Iterative, inkrementelle Prozesse bilden den Rahmen für Agilität. Doch ohne die Werte, die die Grundlage bilden (hier die Wurzeln), kann agiles Arbeiten nicht gedeihen. Die entscheidenden Werte sind für mich die Scrum-Werte Selbstverpflichtung, Mut, Offenheit, Fokus und Respekt.
Die Baumkrone bilden die Frameworks und Vorgehensweisen, mit deren Hilfe das agile Arbeiten praktiziert wird. Der Stamm verbindet die Werte und die Praktiken und steht letztendlich für die agilen Prinzipien, wie sie im agilen Manifest geschrieben sind:

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

https://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html

Hast du auch manchmal das Gefühl, dass alle von Agilität reden aber jeder etwas anderes meint? Oder fragst du dich, warum eigentlich jeder und alles agil sein will? Oder aber hast du das Gefühl, dass Agilität ein Buzzword ist, mit dem sich viele Unternehmen schmücken wollen? Doch was hat es nun wirklich mit der Agilität auf sich? Was genau bedeutet es agil zu sein und warum braucht es das überhaupt?

Was ist Agilität?
Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert Agilität als die Gewandtheit, Wendigkeit oder Beweglichkeit von Organisationen. Das Wort Agilität oder auch das Adjektiv agil kommen aus dem Lateinischen ; agil sein heißt so viel wie zu schnellen Bewegungen und Handlungen fähig sein. Und damit ist nicht nur eine körperliche, sondern auch eine geistige Wandlungsfähigkeit gemeint. Es ist also in erster Linie keine Methode, Einstellung oder Unternehmenskultur, sondern ein Zustand, der auch das Ergebnis langer Arbeit sein kann. Doch dazu kommen wir später.

Angewandt auf Unternehmen: Diese sind also agil, wenn sie schnell auf Veränderungen reagieren können. Das klingt erstmal recht einfach. Doch meistens stehen der Agilität Bürokratie, Konservatismus, Hierarchien und lange Dienstwege im Weg.

Doch was genau bewirkt Agilität?
Um diese Frage zu beantworten, müssen zunächst die Begriffe Effizienz und Effektivität getrennt werden. Denn diese Begriffe werden oft im selben Kontext verwendet, obwohl sie einen anderen Fokus bedingen. Bei der Effizienz geht es grundsätzlich um das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag. Sie klärt somit wie schnell oder ökonomisch Aufgaben erledigt werden.

Effektivität hingegen klärt, ob eine Handlung auf das Erreichen eines Ziels einzahlt, wobei der Aufwand erstmal nebensächlich ist, da das Ziel selbst im Fokus steht.

Zusammenfassend konzentriert sich die Effizienz auf das Wie und die Effektivität auf das Was.

Methoden, Vorgehens- und Denkweisen aus dem agilen Umfeld, erhöhen (wenn richtig angewandt) die Effektivität. Es werden also die richtigen Dinge gemacht, wobei sich positiver Nebeneffekt erwiesen hat, dass dies wiederum dafür sorgt, dass weniger Ressourcen verschwendet werden. Oder anders ausgedrückt, können mit dem bisherigen Aufwand bessere und zum sich verändernden Umfeld passendere Dinge produziert werden.

Warum ist es oft hilfreich, agil zu sein?
Nie wieder wird sich die Welt so langsam verändern wie heute. Smartphones, Streamingdienste, Autonomes Fahren und Gentechnik dienen da als Paradebeispiele. Und da sich die Umwelt immer schneller verändert, müssen sich Unternehmen dieser auch immer schneller anpassen, um erfolgreich auf dem Markt zu bestehen.

Es ist also ein Paradigmenshift von predict and control hin zu probe-sense-respond notwendig, um in einem komplexen Umfeld nicht den Fokus zu verlieren. Denn die Welt auf mittel- bis langfristige Sicht vorherzusagen und mit starken Hierarchien sowie Bürokratie den Lauf der Dinge zu kontrollieren funktioniert nicht mehr. Wir müssen aufmerksam beobachten, wie sich die Dinge um uns herum verändern und uns entsprechend anpassen. Auch für Unternehmen gilt wie für alle Lebewesen der Darwinismus: Survival of the fittest. Daher kann die Frage nach dem Grad der Agilität auch schnell zu einer Existenzfrage werden. Und wenn du jetzt sagst, dein Umfeld verändert sich gerade nicht, dann überleg dir doch mal, wie es in fünf oder zehn Jahren aussieht.

Wie wird man agil?
Es gibt viele Projektmanagement Methoden, die das Ziel haben agil zu sein. Das ist verständlich ist, da es per Definition der Agilität nicht nur einen starren Weg gibt. Zentral in diesen Methoden ist jedoch die Eigenverantwortung der Teams. Die Teams müssen selbstständig arbeiten und entscheiden können. Dies ist wichtig, um schnell reagieren zu können. Da die Teams direkt an der Quelle und dem Kunden sitzen, haben sie die nötigen Informationen, um am besten zu Entscheiden und sich Feedback zu holen.

Der Weg hin zur Agilität ist kein leichter. Süßigkeiten, Sofaecken und bunte Post-Ist sind zwar schön und sicherlich an vielen Stellen hilfreich aber eine Garantie für erfolgreiche Agilität sind sie keineswegs, denn dazu braucht es viel Mut, Arbeit, Selbstdisziplin und vor allem Transparenz.

Was sind die vier Leitsätze zur Förderung von Agilität?
Jeff Sutherland und Ken Schwaber haben mit 15 weiteren Personen in dem Manifest für agile Softwareentwicklung vier Leitsätze und 12 Prinzipien aufgestellt, deren Umsetzung Agilität in der Softwareentwicklung fördern. Die vier Leitsätze sind:

Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation
Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als Vertragsverhandlung
Reagieren auf Veränderung mehr als das Befolgen eines Plans

Das heißt, obwohl die Werte auf der rechten Seite als wichtig gelten, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.